Snobs: Roman (German Edition) by Fellowes Julian

Snobs: Roman (German Edition) by Fellowes Julian

Autor:Fellowes, Julian [Fellowes, Julian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-11-24T23:00:00+00:00


13

Als Simon das Angebot machte, Edith nach Hause zu begleiten, hatte ich mich gefragt, ob sein Plan nicht durchkreuzt würde, weil er andere ebenfalls mitnehmen müsste, doch sobald ich mit Adela aus dem Haus trat, sah ich, dass das nicht der Fall sein würde: Der ganze Rücksitz seines Autos war mit zwei Stühlen und diversen Utensilien, die aussahen wie Gartengeräte, verbarrikadiert. Mir entging nicht, dass auch Lady Uckfield diese Tatsache registrierte. Garantiert hatte sie vorgehabt, zu ihrer Schwiegertochter in den klapprigen Cortina zu steigen, doch dies erübrigte sich damit. Ich bot ihr und Lord Uckfield Plätze in Adelas Mini an, und mit einem raschen Blick auf Eric, der mit einer Art Tonka Toy/Range Rover aufgekreuzt war, nahmen sie an. Lady Uckfield und ich quetschten uns auf den Rücksitz, Lord Uckfield saß mit Adela vorn. Eric winkte sie ungeduldig zu sich herüber, doch Lady Uckfield tat in ihrer hoheitsvollen Art, als bemerke sie nichts. Wir fuhren los und überließen Bob und Annette Erics cholerischem Fahrstil und einem hoffentlich gnädigen Schicksal.

»Ich hoffe, er wird nicht angehalten«, sagte Lord Uckfield.

Lady Uckfield verzog leicht abfällig das Gesicht. »Nun ja«, sagte sie.

Wir schwiegen eine Weile und dachten wohl alle an Simon und Edith, deren Wagen nirgends in Sicht war.

Lady Uckfield durchbrach das Schweigen. »Sind solche Häuser nicht erstaunlich? Wer dort wohl hingeht?«

»Sind das nicht diese Leute, die man ›Yuppies‹ nennt?« Lord Uckfield sprach mit Gänsefüßchen und freute sich, dass er so auf der Höhe der Zeit war.

»Das können doch nicht nur Yuppies sein. Gibt es überhaupt so viele davon? In dieser Gegend sicher nicht. Vermutlich kommen auch Amerikaner. Traurig, wirklich traurig.«

»Ach, ich weiß nicht«, sagte Adela. »Ich finde die Umwandlung in Hotels immer noch besser, als wenn Kommunalbehörden dort einziehen oder die Häuser ganz abgerissen werden.«

»So ist es wohl.« Lady Uckfield nickte zweifelnd. In Wirklichkeit wäre es ihr am liebsten gewesen, wenn diese Häuser immer noch von denselben reichen, über tadellose Umgangsformen verfügenden Menschen bewohnt wären wie vor hundert Jahren. Darin schloss sie sogar diejenigen ein, die sie nicht mochte, wie die de Marneys. Sie sah in den Veränderungen, die das zwanzigste Jahrhundert mit sich brachte, nichts Verdienstvolles. Die Zeit hatte ihr Gedächtnis getrübt, so dass ihr wie den alten Leuten, die sich nur an die glücklichen Tage ihrer Kindheit erinnern, nichts einfiel, was im England ihrer Anfangszeit bedrückend oder abstoßend gewesen war. Ich fand ihre Ansichten interessant. Auch wenn ihr Bild von der Vergangenheit nicht ganz so ungenau und überholt war, wie es ein gewisser kritisch-aggressiver Journalismus gern haben möchte, wurden Lady Uckfields Überzeugungen im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert langsam zur Seltenheit. Sie besaß ein absolutes Vertrauen in das Urteilsvermögen ihrer Klasse, wie man es nach 1914 nur noch selten antraf. Davor war es zweifellos gang und gäbe, weshalb die Gesellschaft der Belle Epoque über ein so entspanntes Weltbild verfügte. Zumindest die Aristokraten.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.